14. Das Licht im Berg

Das Objekt im Berg war rund und durchsichtig, wie eine Kristallkugel. Gleichzeitig hatte es aber keine feste Oberfläche. Die Kugel schimmerte in allen Farben des Regenbogens und bewegte sich pulsierend, als würde sie atmen.

Robert ließ den Bereich um das kugelförmige Objekt absperren. Es schien eine Magie darin zu wohnen, die niemand in Aresburg ergründen konnte. In Amontor wurden Hexen und Magier lange verfolgt, weshalb es niemanden gab, der das Ding im Steinbruch analysieren konnte.

Da diese Blase keine akute Gefahr darzustellen schien, beschloss Robert sich dieser zu einem späteren Zeitpunkt zu widmen und Arne, den Feldherrn darüber im Dunkeln zu lassen. Das gelang natürlich nur für kurze Zeit. Arne hatte seine Späher und Spione überall.

Nachts leuchtete das Objekt. Das ermöglichte es den Arbeitern in den letzten Wintermonden länger zu arbeiten. An manchen Tagen schien das Licht heller zu sein. Auch die Größe dieser magischen Kugel änderte sich von Tag zu Tag. Es war keine Regelmäßigkeit festzustellen. An manchen Tagen wuchs das Objekt, an anderen schrumpfte es.

Es machten Gerüchte die Runde, dass diese Kugel manchmal Menschen und Tiere verschlingt. Beweise gab es dafür nicht. Arne, der Feldherr schätzte sie als militärisch unbedenklich ein. Zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht ahnen, wie sehr er sich irren sollte und wie stark dieses leuchtende Objekt mit dem Schicksal von Aresburg verbunden war.

In der Burg herrschte reges Treiben. Die alten Mauern wurden teilweise abgerissen, teilweise repariert und ergänzt. Der Schutzwall war fast fertiggestellt und verfügte über raffinierte Verteidigungswerke, die der ansässige Ingenieur entwickelte und installieren ließ.

Die provisorischen Palisaden und Holzkonstruktionen, welche die Sechser notdürftig bauten, wurden für die Vorfeldverteidigung wiederverwendet. Stolz stand die Aresburg, als der Winter dem Frühjahr wich.

Marta, die Frau von Robert dem Beamten, flanierte über den Burghof. Sie erfreute sich am Sonnenschein und an den milden Temperaturen. Sie musste nicht arbeiten und auch nicht in der Garnison dienen, weil sie Ihr Status davon entband.

Dan ganzen Winter über verließ sie die Burg nicht und beschäftigte sich mit Handarbeiten und den musischen Künsten. Nun packte sie die Neugier und sie verließ das Stadttor im Süden, um den Außenbezirk zu erkunden. Viele neue Häuser reihten sich vor den hohen Mauern. Handwerks- und Produktionsstätten sind in den Wintermonden errichtet worden. Wirtshäuser, ein Theater und ein Freudenhaus rundeten das Bild ab. Ein Marktplatz krönte die Ortschaft zur kleinen Stadt.

Marta staunte und freute sich über das rege treiben. Sie blieb nicht unbeobachtet. Arne war klar, dass der Tag kommen würde, an dem die edle Dame sich anschicken würde, die Burg zu verlassen. Er setzte einen Spion auf sie an, der von einem Boten begleitet wurde. Als Marte die Ortschaft hinter sich ließ und den Patrollienweg um die Burg in Richtung Steinbruch abbog, wusste Arne, der Feldherr schon über das leichtsinnige Verhalten bescheid. Er griff nach seinem Schwert und schwang sich auf sein Ross, um ihr zu folgen.

Schnell holte er sie ein. Mit freundlicher Stimme sagte er: „Genießt sie die Sonne an diesem schönen Tag?“ Marta freute sich über die Gesellschaft: „Wohin des Weges, Feldherr?“

„Lass uns auf die Förmlichkeiten verzichten, Schwägerin. Wir sind unter uns und ich begleite dich zum Schutz.“ Arne stieg vom Pferd und lief neben Marta her. Sein Kettenpanzer rasselte bei jedem Schritt und die eisernen Beinschienen machten Arnes Schritte schwer.

Die beiden kamen zum Steinbruch, in dessen Mitte die magische Kugel, wie ein Edelstein glänzte. Arne rief einen der Arbeiter herbei, der ihm das Pferd abnehmen sollte, da war Marta schon mit schnellen Schritten davongesprungen. In Windeseile lief sie zu der Kugel und freute sich über den schönen Glanz des Objektes. Arne setzte ihr nach und gerade als er sie zu packen bekam, berührte sie die Kugel mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand.

Ein Blitz erhellte den Steinbruch. Ein lauter Knall schallte über die Burg und den angrenzenden Wald. Die Arbeiter warfen sich zu Boden oder blieben erstarrt stehen.


Fortsetzung am 15.09.2023 mit „Der Weg in eine fremde Welt“

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